Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder

Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder (1947 bis 1997)

Trotz der schweren Kriegsjahre, der vielen gefallenen und vermissten, ehemaligen Mitglieder war der Verein nicht in Vergessenheit geraten. In erster Linie dem Postboten Georg Schwab ist es zu verdanken, dass heute der Verein besteht. Unter schwierigsten Bedingungen unternahm er bereits 1947 den Versuch, den Verein wieder zu gründen. Als Sänger mit Leib und Seele“ konnte er bald einige Gleichgesinnte um sich scharen und den Lehrer Hans Eckenberger als Chorleiter gewinnen. In einer Versammlung am 7. Februar 1948 wurden Andreas Hofer zum 1. Vorsitzenden, Georg Scheuerlein zum 1. Kassier und Georg Schwab zum Schriftführer gewählt – der Arbeitergesangverein Heilsbronn“ war zu neuem Leben erwacht.

Nachdem die Besatzungsmächte die Gründung von Vereinen unter bestimmten Voraussetzungen wieder zuließen, hat Georg Schwab am 14. Dezember 1947 unter Bezugnahme auf die vom Ministerium erlassenen Lizenzierungsbestimmungen im Staatsanzeiger Nr. 15 vom 12. April 1947 offiziell eine sogenannte „Neulizenzierung“ des Arbeitergesangvereins Heilsbronn beim Landratsamt Ansbach beantragt. Als Bürgen unterzeichneten Georg Schwab, Georg Sommer, Georg Wörrlein, Julius Engler und Georg Lunz. Ende des Jahres 1950 wurde an das „Bayerische Landesamt für Wiedergutmachung, Generalanwaltschaft der rassisch, religiös und politisch Verfolgten“ mit Sitz in Wiesbaden vom damaligen Vorsitzenden Andreas Hofer ein Antrag auf Wiedergutmachung und zur Entschädigung laut Rückerstattungsgesetz gestellt. Der Arbeitergesangverein wurde als Mitglied des Deutschen Allgemeinen Sängerbundes von den vom DAS speziell dafür beauftragten Rechtsanwälten und Notaren Dr. Auth und Dr. Bergmann aus Frankfurt vertreten. In der Folgezeit bis Ende 1951 fand ein reger Schriftverkehr zwischen diesen beiden Anwälten und dem Arbeitergesangverein statt. Unzählige An-träge mussten bearbeitet werden und viele Einzelheiten über die Vermögensverhältnisse waren erforderlich, bis endlich für Montag, 14. Januar 1952 ein Termin zur Gütevereinbarung anberaumt wurde. Die Verhandlung fand um 14.30 Uhr in der Wiedergutmachungsbehörde in Fürth statt. Das Verfahren endete zur Zufriedenheit des Vereins mit einer angemessenen Entschädigung und auch die durch Kriegswirren unbeschadeten Gegenstände wurden von den damit bedachten Vereinen wieder zurückgegeben.

Mit dem Abschluss dieses Verfahrens ging ein trauriges Kapitel Vereinsgeschichte zu Ende. Die Zeit der politischen Aktivitäten gehörte der Vergangenheit an, alleiniges Ziel des Arbeitergesangvereins war nun die Pflege des Chorgesangs.

Mitten in dieser schwierigen Zeit erklärte sich ein junger Mann bereit, die verantwortungsvolle Aufgabe der Vereinsführung zu übernehmen. Am 19. November 1950 wurde Georg Anselstetter zum 1. Vorsitzenden gewählt. Mit seinem unermüdlichen Einsatz, seiner vorbildlichen Kameradschaft und auch durch seinen Sachverstand ist es ihm gelungen, den Verein in ruhige Gewässer zu geleiten und zu einer stabilen Einheit zu formen. Seine mehr als 40 Jahre dauernde Amtszeit wurde mit der Ernennung zum Ehrenvorsitzenden belohnt. Er ist die herausragende Persönlichkeit in unserem Verein und wir sind ihm zu großen Dank verpflichtet.

In der Zeit von 1959 bis 1967 existierte eine Theatergruppe, die im Saal der Gaststätte Zum Adler“ auf einer eigens für diesen Raum in Eigenregie gebauten Bühne, große Erfolge zu verzeichnen hatte. Leider musste man aus Mangel an ?Schauspielern“ diese Gruppe aber wieder auflösen. Ebenso erging es einem Doppel-Quartett, das in den Siebziger Jahren bei zahlreichen Anlässen beachtliche Erfolge verbuchen konnte.

Nachdem inzwischen Mitglieder aus den verschiedensten Bevölkerungsschichten und Berufsgruppen dem Verein angehörten, beschloss man in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 15. März 1964, den Arbeitergesangverein Heilsbronn“ in „Gesangverein Liederfreunde 1897“ Heilsbronn umzubenennen. Damit wollte man auch dokumentieren, dass man sich von der politischen Vergangenheit endgültig distanziert hatte.

Organisatorisch gehörte der Verein dem Allgemeinen Deutschen Sängerbund an, bis sich 1975 fast die gesamte Landesgruppe Bayern Nord des DAS dem Fränkischen Sängerbund anschloss.

Seit dem 50-jährigen Jubiläumsfest, das 1951 im Eichenhain gefeiert wurde, gab es viele Gelegenheiten, Chorkonzerte, Festabende und Festkonzerte durchzuführen. Erwähnenswert ist hier das 10-jährige Nachkriegsbestehen im Jahre 1958, die erste Renovierung der Vereinsfahne 1960, das 70-jährige Jubiläum 1967, der 75. Geburtstag 1972, das 90-jährige Gründungsfest 1987 und der absolute Höhepunkt, das 100-jährige Jubiläum 1997.