Kaiserzeit und Weimarer Republik

Kaiserzeit und Weimarer Republik (1897 bis 1933)

Doch nicht überall wurde die Gründung des Arbeiterbildungsvereins befürwortet. So heißt es in einem vom damaligen Bürgermeister Bischoff unterzeichneten Schreiben der Gemeindeverwaltung Heilsbronn vom 17. Februar 1897 an das Königliche Bezirksamt in Ansbach:

„Die Constitutionierung des Arbeiterbildungsvereins kann seitens der Gemeindeverwaltung nicht befürwortet werden, weil Aussicht besteht, dass in diesem Verein späterhin sozialdemokratische Absichten verfolgt werden, zudem der erste Vorstand des Vereins Johann Lederer der Agitator der sozialdemokratischen Partei ist.“

Die Antwort aus Ansbach ließ nicht lange auf sich warten. Am 20. Februar 1897 teilt das Königliche Bezirksamt den Regierenden in Heilsbronn mit, dass der Verein in das Verzeichnis der nichtpolitischen Vereine aufgenommen wurde. Der Bürgermeister wird aufgefordert, den Vorstand Johann Lederer darüber zu informieren, dass, sobald der Verein öffentliche Angelegenheiten in den Bereich seiner Verhandlungen ziehe, dies zur Anzeige bei der Ortspolizei und beim Königlichen Bezirksamt führe. In einer vertraulichen Mitteilung an die hiesige Gendarmeriestation heißt es:

„Der Arbeiterbildungsverein ist fortgesetzt unauffällig zu überwachen. Wenn möglich sollte in Erfahrung gebracht werden, was bei der Gründung besprochen wurde, dann wie oft Vorträge gehalten werden, welchen Inhalt diese haben und wer dieselben hält.“

Trotz all dieser Widrigkeiten ließen sich die Vereinsmitglieder nicht einschüchtern und beschritten unbeirrt ihren Weg. Schon bald bildeten sich verschiedene Gruppierungen und so wurde bereits im Herbst des Jahres 1897 eine Sängerriege gegründet, es war die Geburtsstunde unseres heutigen Gesangvereins. Später folgten eine Turnerriege und eine Theatergruppe.

Die Gesangsabteilung war in der Zwischenzeit zu einer beachtlichen Größe gewachsen. Sie hatte organisatorisch ihre Eigenständigkeit innerhalb des Gesamtvereins entwickelt und so schloss man sich am 1. März 1909 dem Bayerischen Arbeiter-Sängerbund an. Auch in finanzieller Sicht war man mittlerweile vom Mutterverein unabhängig und so beschloss man, eine eigene Vereinsfahne anzuschaffen, die am 30. März 1912 bei einem feierlichen Festakt geweiht wurde. Einen weiteren Höhepunkt dieser Zeit bildete sicherlich auch das 25-jährige Bestehen, das am 18. Juni 1922 gefeiert werden konnte.

Im Jahre 1928 errichteten die Mitglieder des Arbeiterbildungsvereins ein sogenanntes Vereinsheim. In einer späteren Niederschrift über die Eigentumsverhältnisse wurde folgendes protokolliert:

„Die Turnhalle des Arbeiter-Turn- bzw. Arbeiter-Bildungsvereins Heilsbronn wurde im Jahre 1928 von dem Schankwirt Knörr in Heilsbronn erbaut. Der genannte Verein hatte bei Knörr sein Vereinslokal. Die Mitglieder des damaligen Arbeiter-Bildungsvereins verrichteten nach ihrem jeweiligen Arbeitsschluss die Maurer- und Handlangerarbeiten und bekamen hierfür nur Essen und Trinken als Entlohnung. Aus diesem Anlass wurde zwischen dem Verein und dem Schankwirt Knörr vertraglich vereinbart, dass einerseits Knörr 15 Jahre lang die Turnhalle bzw. den Tanzsaal dem genannten Verein kostenlos und jederzeit zur Verfügung stellen muss und andererseits, dass der Verein seine sämtlichen Vergnügungen und Zusammenkünfte in der genannten Wirtschaft abhalten muss.“